Aktuellesechtwert im Interview mit Ellen Grace Albers

20. Mai 2021by echtwert0

Social Media Layouts für echtwert

 

Ellen, erzähl uns doch mal wer du bist, was du machst und was dich antreibt.

Hallo liebe Heimat! Mein Name ist Ellen Grace Albers und ich komme ursprünglich aus dem kleinen Ort Langenberg, der keine Autostunde von Bielefeld entfernt liegt. Schon früh trieb mich die Neugier für andere Kulturen nach Bremen, Paris, London und Berlin. Seit kurzem lebe und arbeite ich in Palma. Ich habe das Glück, mir einen Job geschaffen zu haben, den ich von überall aus machen kann. So berate ich seit gut drei Jahren andere Selbständige, junge Labels und Unternehmen in Design- und Kommunikationsfragen. Dabei motiviert mich vor allem, Menschen in den Prozess des Geschichtenerzählens durch Design und Sprache mitzunehmen. So auch für echtwert: Seit der Eröffnung arbeite ich mit dem Team an ihrem Social Media Auftritt.

Du beschreibst dich als multidisziplinäre Designerin. Was kann man sich darunter vorstellen?

Multidisziplinäres Design bedeutet für mich, Potentiale zu erkennen und zu schauen, ob am Ende ein neues Branding oder doch eher eine gute Kommunikation gebraucht wird. Wir denken – auch im Design – noch viel zu sehr in Schubladen, wir können so viel vom Austausch mit anderen Disziplinen lernen.

Ich habe schon seit meinem Studium gemerkt, dass ich nicht so richtig in eine Kategorie passen will. An der Hochschule für Künste Bremen war das zunächst kein Problem. Das Studienfach „Integriertes Design“, in dem ich 2013 auch meinen Abschluss machte, war recht frei ausgelegt. Wir sollten uns in verschiedenen Designdisziplinen wie Mode, Produkt, Grafik oder Fotografie ausprobieren. So ging ich nach Bremen und dachte, ich würde Modedesignerin werden, merkte allerdings schnell, es ist nicht das, wofür mein Herz zu 100% schlägt. Und so startete die kleine „Identitätskrise“. Mit lehrreichen Stationen bei einer Trendagentur, einem Fashion-Magazin, einer Lifestyle PR-Agentur und einer Filmproduktion kam ich zu der Erkenntnis: Ich werde nie eine Spezialistin für DAS eine sein, sondern meine Stärke liegt im Austausch und der kreativen Umsetzung.

Wann entstand dein Faible für Design? Gab es einen Impuls?

Wie schon erwähnt, bin ich in einem ostwestfälischen Dorf aufgewachsen. Man muss dazu sagen, dass meine Mutter von den Philippinen stammt und meine Schwester und ich schon immer durch unser Aussehen auffielen. Natürlich hinterfragt man diese optische Andersartigkeit erstmal nicht als Kind, doch nach und nach wird einem immer bewusster, dass eine andere Optik anziehen oder irritieren kann. So beschäftigte ich mich schon früh als Kind mit der Definition von Schönheit (als tieferer Wert nicht als Oberfläche). Farben, Formen, die Wirkung und auch Ausstrahlung von anderen Menschen hatten von klein auf eine übernatürliche Kraft auf mich. Das was ich heute als gutes Design empfinde, lässt auf einen Ursprung zurückführen und erzählt die Geschichte des/der Menschen dahinter.

 

Idealerweise ist das Ziel der Gestaltung,
die Welt ein Stück weit besser zu machen.

 

Was macht für dich gute Gestaltung aus? Was begeistert dich aktuell?

Gute Gestaltung sollte gut zu Menschen und ihrem Umfeld sein. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass es in erster Linie hilft, den Alltag angenehmer zu gestalten. Idealerweise ist das Ziel der Gestaltung, die Welt ein Stück weit besser zu machen. Gestaltungsprozesse sollten nur so wenig schwindende Ressourcen wie möglich verbrauchen. Ein gutes Design kann Rede und Antwort stehen. Wir suchen immer mehr nach dem Ursprünglichen. Das Artifizielle wird abgelöst durch das Echte. Das sehe ich als eine unglaublich wichtige Entwicklung an! Damit haben wir die Chance, das ins Lot zu bringen, was so viele Jahre schieflief: Immer zu behaupten, alles sei „glossy“ gut.

Was mich derzeit begeistert? Puh, ich kann mich für vieles begeistern… ziemlich gern lese ich gerade in der neusten Ausgabe „Rewilding“ des Magazins LISSOME. Dann liebe ich die handgefertigten Schuhe von Act Series, butterweiche Espadrilles in tollen Farben. Und worüber ich mich sehr gefreut habe, ist ein Terminkalender von Ein Guter Plan, den mir meine Freundinnen geschenkt haben. Und falls ihr mal in Palma seid, unbedingt zur Galerie L21.

Editorial Design: Lookbook für das Düsseldorfer Maßatelier THE BLOKE

Brand Identity, Editorial Design, Public Relations, Social Media: Du bist recht breit aufgestellt. Wie kam es dazu?

Aus Agenturzeiten habe ich immer noch im Ohr „die sind zu klein“ oder „die passen nicht in unser Portfolio“. Das wollte ich nicht. Ich möchte meine Arbeit auch denen anbieten können, die gerade noch am Anfang stehen oder auch Unternehmen, die es vorziehen, alles aus einer Hand zu bekommen, um nicht Briefings von einem Tisch zum nächsten jonglieren zu müssen. Mein Doppelblick macht mir Spaß und hilft mir zu wissen, wie etwas im Design gestaltet und in der Kommunikation vermittelt werden sollte, damit es sich auf verschiedenen Ebenen langfristig bewährt.

Social Media – was sind deine Tipps für einen funktionierenden Account?

Gutes Bildmaterial!

Du bist seit 2018 selbstständig. Was würdest du anderen Gründer*Innen raten?

Trau dich zu starten! Versuche die berühmt berüchtigte Work-Life-Balance von Anfang an zu halten. Merke dir: selbständig sein heißt nicht auf sich selbst gestellt zu sein. Verkaufe dich nicht unter Wert. Frag dich regelmäßig, geht es mir gut und bin ich glücklich, wie es läuft? Und ja Netzwerken ist fundamental, keine Scham davor.

Was sind deine Pläne für 2021?

Plan 1: Gesund bleiben.

Plan 2: Ich habe mir erst vor kurzem meinen Traum erfüllt unter Palmen und Orangenbäumen zu leben. Die nächsten Monate möchte ich hier ganz langsam weiter Wurzeln schlagen.

echtwert ist ein Ort für inspirierenden Austausch. Wer hat dich zuletzt inspiriert? Und womit?

Unsere Nachbarin, die letztens plötzlich mit einer selbstgekochten Paella vor unserer Tür stand. Den ganzen Tag stand diese Frau in der Küche und hat quasi für Fremde einen Willkommensgruß zubereitet. Das war schon sehr berührend und köstlich.

Du bist in Ostwestfalen aufgewachsen. Inwieweit hat es dich persönlich & beruflich geprägt?

Ostwestfalen hat mich persönlich sehr geprägt! Bodenständigkeit, ein wenig trockener Humor und dann auch Verlässlichkeit. Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich auch mein Wort. Beruflich ist vermutlich die florierende Möbelindustrie unterschwellig in meine Interessen eingeflossen, mein Vater war in der Branche tätig.

Was würdest du jedem empfehlen einmal auszuprobieren?

Ein Dankbarkeitstagebuch zu führen.

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