20.02.

Vortrag: Buy less, choose well

Do, 19 – 21 Uhr

 

Konsum in der Kritik. Vivienne Westwoods Forderung „Buy less, but choose well, make it last“ scheint in der gesellschaftlichen Mitte anzukommen. Generation Z hinterfragt Sinn, Nachhaltigkeit und Herkunft von Produkten. Konzerne zittern vor der neuen „Konsumscham“. Second Life, Sharing und Upcycling sind Alternativen zu Massenkonsum und Überproduktion. Unser Wertewandel, das Bewusstsein für schwindende Ressourcen, Tierwohl und schlechte Arbeitsbedingungen drücken auf die Kauflust – oder etwa doch nicht? Karolina Landowskis Zeitgeist-Vortrag zeigt die Widersprüchlichkeit unserer Konsumgesellschaft, verbindet Insights aus der Design-Branche mit der gesellschaftlichen Entwicklung, benennt Best Practices, Role Models und persönliche Erfahrungen und zeigt mögliche Wege aus dem Konsum. Aber auch die vielen Problematiken. Die Fachjournalistin und Trend Consultant beleuchtet Aspekte wie: Welche Verantwortung muss Design/Fashion übernehmen? Wie weit muss Transparenz gehen? Wird Second Life in 10 Jahren Fast Fashion überholen? Kann Massenproduktion überhaupt nachhaltig sein? Was ist heutzutage über-haupt von Wert? Und wie erkennt man eigentlich ein „gutes“ Produkt?

Mit all diesen Fragen beschäftigt sich auch das echtwert-Gastlabel Leit & Held. Mit ihrer nachhaltigen, rückverfolgbaren Wertschöpfungskette erfüllen sie was Kund*innen und NGOs schon lange fordern: eine lückenlose Transparenz in der Lederindustrie. Sie stehen für ehrliche Produkte, die so nah wie möglich an ihrem natürlichen Ursprung und zeitgemäß zeitlos designt werden. Ihr Bestreben ist es, mit ihrem Angebot das Bewusstsein der Konsument*innen zu ändern und ihnen ein achtsameres Kauf- und Nutzungsverhalten zu ermöglichen. In ihrem Vortrag erzählen sie von ihren Erfahrungen, ihren Ideen und Zukunftsperspektiven.

Eintritt frei.

Foto: Leit & Held und ©Jonas Weibel


Karolina Landowski
Freie Journalistin
& Trend Consultant

Echtwert im Interview mit Karolina Landowski
 

EW: Karolina, das Thema deines Zeitgeist-Vortrags bei echtwert ist der Konsum anknüpfend an Vivienne Westwoods Statement „Buy less, choose well“. Welche Tendenzen beobachtest du aktuell?

KL: Eine Veränderung des Konsums ist im Gange. Eine wachsende Gruppe von Verbrauchern setzt sich kritisch mit Konsum auseinander. Sie kauft weniger, kauft wertiger, kauft nachhaltiger. Green Fashion ist in aller Munde. Vintage und Preloved Fashion boomen. Große Department Stores und Modefilialisten haben mittlerweile Ecken für gebrauchte Mode. Auch Upcycling liegt im Trend. Vor allem junge Leute lieben es, Flohmarktfunde oder Getragenes umzunähen, zu färben oder zu individualisieren. Und die Industrie reagiert darauf. Jean-Paul Gaultier verabschiedete sich im Januar aus der Haute Couture mit einer Upcycling-Show, bei der New York Fashion Week wurden Kollektionen aus Stoffresten gezeigt und Oscar-Roben werden im Jahr 2020 aus recycelten Stoffen genäht. Diese und viele Beispiele mehr lösen unsere Probleme nicht auf Anhieb – aber sie sind Statements und Schritte in die richtige Richtung – zu mehr Bewusstsein.

EW: Konsum steht in der Kritik. Sich immer und überall korrekt/nachhaltig zu verhalten für zur Überforderung und Frust. Wo fange ich an?

KL: Vielleicht zunächst mit ein paar einfachen Fragen vor jeder Neuanschaffung: Brauche ich das wirklich? Wie viel habe ich davon bereits? Macht mich das glücklich? Wenn ja, wie lange? Gibt es eine nachhaltige Alternative? Und natürlich: Wer hat dieses Produkt wo unter welchen Umständen gefertigt? Auf diese Frage gibt es leider nicht immer eine eindeutige Antwort, aber unter dem Druck der Verbraucher werden auch die Industrien – allen voran die Mode – immer transparenter werden müssen. Das Vertrauen der Verbraucher wird zum wertvollsten Gut für ein Unternehmen. Vom Verzicht auf Plastik bis zur Zugreise oder regionalem Bio-Gemüse: Im Alltag bewirkt jede noch so kleine nachhaltige Handlung etwas. Man sollte stolz darauf sein und sich nicht zu sehr unter Druck setzen, alles korrekt oder perfekt zu machen. Oft tut man schon mehr als die Mehrheit. Und 100% nachhaltig zu leben, ist in unserer Gesellschaft so gut wie unmöglich.

EW: Welcher Gedanke fasziniert dich am meisten, wenn du in deine/unsere Zukunft blickst?

KL: Dass es eine neue Generation von Changemakern, von Kreativen, Wissenschaftlern und Unternehmern gibt, mit der unerschütterlichen Vision, die Welt und unsere Gesellschaft zum Positiven zu verändern. Dass heute generell mehr Menschen die Chance haben, Zukunft aktiv mitzugestalten – auch wenn wir längst noch nicht da sind, wo wir sein müssten. Es gibt unheimlich viele spannende Innovationen und soziale Projekte – im Kleinen wie im Großen. Dazu natürlich einen weltweiten Aktivismus, um unseren Planeten zu retten. Nicht zuletzt mit Hilfe der Technik werden zukünftig hoffentlich globale Probleme gelöst, die wir so bislang für nicht lösbar gehalten haben. Ich blicke optimistisch in die Zukunft.